Apleona Wolfferts Kompakt

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Das war die Expo Real 2017

Apleona hat sich nach der Mipim im Frühjahr dieses Jahres erstmals auch auf der größten deutschen Immobilien- und Standortmesse Expo Real in München präsentiert. Vier Tage, vom 3. bis 6. Oktober, stellten circa 200 Kolleginnen und Kollegen am neu konzipierten Messestand, auf Kundenveranstaltungen, Panels und im direkten Gespräch, die Leistungen von Apleona in den Geschäftsbereichen Facility Management, Real Estate Advisory, Innenausbau und Gebäudetechnik vor. Mehr Infos

Die Luft muss raus

Lüftungsanlagen von Gebäuden haben spätestens seit der Corona-Pandemie den Ruf von Virenschleudern weg. Dabei helfen sie bei richtiger Bedienung sogar, das Infektionsrisiko in Immobilien deutlich zu senken. Die nötigen Maßnahmen sind allesamt simpel und schnell erledigt.

Hermann Sperber regt die Berichterstattung über virenschleudernde Lüftungs- und Klimaanlagen auf: „Hätten sich die Betreiber der dortigen Anlagen an unsere und allgemeine Empfehlungen gehalten, wären Übertragungen wirksam vermieden worden“, wettert der Präsident des Bundesindustrieverbands Technische Gebäudeausrüstung (BTGA). Lüftungs- und Klimaanlagen, für die sich früher praktisch niemand interessiert hat, haben es wegen der Corona-Pandemie zu Prominenz gebracht. Sogar in Talkshows wird mittlerweile über sie gesprochen. Ob in Großraumbüros, in Restaurants oder in Produktionshallen der fleischverarbeitenden Industrie: Die Lüftungsanlagen sollen schuld daran sein, dass sich das Virus gut in den Räumen verbreiten konnte, da sie die sogenannten Aerosole weiterverteilen. Dabei handelt es sich um winzige Teilchen, die z.B. beim Sprechen entstehen und an deren Wassertröpfchen sich Viren festhalten können.

In einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wird Martin Exner, Professor am Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit an der Uni Bonn, zitiert, der die Lüftungs- und Kühlungsanlage beim coronaverseuchten Fleischbetrieb Tönnies als „neu erkannten Risikofaktor“ identifiziert hat. Beim BTGA gehen da die Wogen hoch, da solche Berichte „für Verunsicherung und Irritation“ sorgten.

Eine Übertragung von Coronaviren über Lüftungs- bzw. Klimaanlagen könne nahezu ausgeschlossen werden, wenn diese fachgerecht betrieben und regelmäßig gewartet werden, führt der Verband aus. Die Ursache für das erhöhte Infektionsrisiko bei Tönnies & Co. liegt nach dieser Einschätzung also nicht in der Technik, sondern im menschlichen Versagen.

Das Problem bei Räumen mit einem besonders hohen Kältebedarf wie etwa bei Fleischverarbeitern ist dem BTGA zufolge, dass die dort verbauten Anlagen in der Regel mit einem hohen Umluftanteil laufen, um weniger warme Außenluft herunterkühlen zu müssen. Ein hoher Umluftanteil erfordere aber, dass die Anlagen über besonders hochwertige Filter verfügen, wie sie z.B. auch in OP-Sälen oder Reinräumen eingesetzt werden. Diese Filter müssten regelmäßig ausgetauscht werden.

Andere Immobilien wie Bürogebäude, Hotels und Einkaufs- und Konferenzzentren benötigen keinen so hohen Umluftanteil. Sie verfügen üblicherweise auch nicht über Hocheffizienzfilter. Der Grund dafür ist, dass die dortigen Lüftungsanlagen sonst einen zu hohen Gegendruck bewältigen müssten und damit weniger Luft bewegen können. „Wenn man in der Lüftung einen Parameter verbessern will, verschlechtern sich teils andere“, erklärt André Preußler, Leiter Design & Build beim Gebäudetechniker Caverion.

Da Viren in der Luft selten frei auftreten, sondern an andere Stoffe wie Wassertröpfchen oder Staubpartikel gebunden sind, fangen auch weniger hochklassige Filter vieles ab. Dennoch raten Gebäudetechniker dringend, den Umluftanteil dieser Anlagen auf ein Minimum zu reduzieren bzw. ganz auf Außenluft umzustellen.

„Im Betrieb sollte wann immer möglich auf Umluft verzichtet werden“, betont Horst Kever, Geschäftsführer von Apleona Wolfferts Gebäudetechnik. Bei Rud. Otto Meyer Technik (ROM) ist es ebenfalls eine der ersten Maßnahmen, von Umluft auf Außenluft umzustellen, wenn ein Kunde darum bittet, die Infektionsrisiken in einer Immobilie zu reduzieren. Das berichtet Peter Thiel, Leiter Forschung und Entwicklung (Labor) bei ROM.

Durch die Umstellung kommt mehr Außenluft ins Gebäude und die möglicherweise mit Viren belastete Innenluft wird nach außen abgeführt. Ein positiver Nebeneffekt ist dabei, dass die Luftqualität im Gebäude wegen eines niedrigeren CO2-Anteils ebenfalls besser wird. Moderne Lüftungsanlagen sind ohnehin oft schon für eine reine Außenbelüftung konzipiert.

Weiter gesenkt werden kann das Infektionsrisiko ROM zufolge dadurch, dass die Leistung der Lüftungsanlagen erhöht und ihre täglichen Laufzeiten verlängert werden, um eine gute Durchlüftung der Räume zu erreichen. Die Anlagen schaffen zwei bis drei Luftwechsel in der Stunde, das heißt die komplette Raumluft wird ausgetauscht. Eine Virenkonzentration in der Luft wird durch den Verdünnungseffekt gesenkt.

Gebäudetechniker warnen zudem dringend davor, Lüftungsanlagen aus Furcht vor einer Virenausbreitung einfach auszuschalten, denn dann würden die Räume nicht mehr ausreichend durchlüftet. Gleichzeitig sei es bei den Anlagen sehr wichtig, Hygienevorgaben einzuhalten. Luft sei ein Lebensmittel und sollte auch entsprechend behandelt werden. Gerade wenn vor der Corona-Pandemie an der Häufigkeit von Filterwechseln gespart wurde, sollten die Geräte nun umso gewissenhafter gereinigt und gewartet werden. Anlagen mit verstopften Filtern lassen weniger Luft durch und erfüllen so nur bedingt ihren wichtigen Verdünnungseffekt. Kever von Apleona Wolfferts rät: „Jetzt auf keinen Fall an Wartung und Instandhaltung bei Klima und Lüftung sparen, im Gegenteil eher die Reinigungsintervalle und Filterwechsel erhöhen.“ Caverion-Mitarbeiter Preußler empfiehlt in diesem Zusammenhang Wartungstechnikern, während der Arbeiten aus Sicherheitsgründen Schutzkleidung und Atemmasken zu tragen.

Viele der Maßnahmen sind Grundlagenarbeit, jedoch können Gebäudetechniker, sofern moderne Anlagen installiert sind, noch mehr dafür tun, die Corona- Gefahr zu reduzieren. Luftströme lassen sich in Gebäuden etwa so lenken, dass die sich darin aufhaltenden Menschen möglichst gut geschützt werden. Wie ROM-Mitarbeiter Thiel erklärt, kann z.B. frische Luft von unten in Räume eingebracht und belastete Luft nach oben abgesaugt werden. Diese Vorgehensweise macht sich klassische Physik zunutze: Jeder Mensch ist wegen der Körperwärme eine thermische Quelle, die dafür sorgt, dass die Umgebungsluft nach oben steigt. Es können aber laut ROM auch von oben sogenannte Luftschleier erzeugt werden, durch die die darunter befindlichen Menschen geschützt werden. Letztere Maßnahme sei aber im Bürosegment zu aufwendig und teuer und biete sich eher im Kassenbereich oder an den Kühltheken von Supermärkten an.

Der Anlagenbetreiber kann zudem die Raumluftfeuchte verändern, damit ein Klima entsteht, in dem sich Viren weniger wohl fühlen. Das ist dem BTGA zufolge bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40% und 60% der Fall.

Kritisch stehen alle von der Immobilien Zeitung befragten Gebäudetechniker mobilen Luftreinigungsgeräten gegenüber, die mit Hocheffizienzfiltern und extrem hohen Luftwechselraten wie im medizinischen Bereich werben und diese auch für Bürogebäude empfehlen. „Ob das die Virenlast senkt, ist fraglich“, sagt etwa Bruno Lüdemann, Leiter Forschung & Entwicklung für Simulation und Energiedienstleistungen bei ROM. Hintergrund der Bedenken ist, dass die mobilen Geräte ebenfalls mit Umluft arbeiten und gegebenenfalls die Luftströme der fest verbauten Anlagen negativ beeinflussen könnten. Das möchten die Hersteller dieser mobilen Geräte natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Jochem Weingartz, Geschäftsführer des Herstellers Trotec, betont, dass die Luftwechselrate einer fest verbauten raumlufttechnischen Anlage nicht ausreichend sei, um Aerosolwolken zu neutralisieren. Dafür sei ein Luftaustausch von zehn bis 15 Mal pro Stunde erforderlich, wie ihn die von ihm vertriebenen mobilen Geräte leisten können.

Auch einer Virenbekämpfung mit Ozon oder UV-Strahlen, wie sie andere Hersteller anbieten, können die Gebäudetechniker wenig abgewinnen, da damit andere gesundheitliche Risiken verbunden sein können. Ozon reizt als reaktives Gas z.B. die Lunge.

Es bleibt allerdings die Frage, was zu tun ist, wenn eine Immobilie über keinerlei Raumlufttechnik verfügt. „Dann hilft Querlüften über die Fenster“, sagt ROM-Mitarbeiter Thiel. Wenn in den Räumen zusätzlich sogenannte Split- Klimageräte installiert sind, die mit Umluft arbeiten, können diese zwar weiterbetrieben werden, es sollte aber darauf geachtet werden, dass sie keine Luft in andere Räume transportieren. Zudem sollten auch in diesem Fall die Fenster geöffnet bleiben.

Von der alten Regel, dass bei einer laufenden Klimaanlage das Fenster zu schließen ist, um Energie zu sparen, dürfen sich die Büromitarbeiter also in Corona-Zeiten verabschieden. Insgesamt ist das Ziel einer höchstmöglichen Virensicherheit mit einer maximalen Energieeffizienz nicht vereinbar. Denn auch die Leistung der Lüftungsanlagen soll hochgefahren werden und durch die Reduktion des Umluftanteils kommt mehr Luft ins Gebäude, die im Sommer gekühlt und im Winter geheizt werden muss.

Risikosenkende Maßnahmen bei der Lüftung haben auch Eigentümer von Bestandsgebäuden auf dem Schirm, wie das Beispiel der Fondsgesellschaft Union Investment zeigt: „Beim Betrieb von Lüftungs- und Klimaanlagen, zum Beispiel beim Emporio in Hamburg, orientieren wir uns am sogenannten VDMA-Blatt“, teilt das Unternehmen mit. Das Dokument des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau listet eine Vielzahl von Maßnahmen auf, zu denen neben dem Senken des Umluftanteils und dem Verlängern der Betriebszeiten der Lüftungsanlagen z.B. auch gehört, die Toilettenabluft auf Dauerbetrieb zu schalten. Es habe Anfragen von Mietern zur Lüftungsthematik gegeben, berichtet Union Investment, allerdings noch nicht im großen Stil.

Die Messe München, die auch die Immobilienmesse Expo Real veranstaltet, hat ebenfalls ein Lüftungskonzept aufgesetzt, das Maßnahmen wie im VDMA-Blatt beschrieben umfasst. Es komme eine softwaregestützte Gebäudeleittechnik zum Einsatz, die die Anpassungen von zentraler Stelle aus vornimmt. „Dies gilt für alle Veranstaltungen der Messegesellschaft, auch für den Expo Real Hybrid Summit“, sagt ein Sprecher der Messegesellschaft. Der Summit findet im Oktober dieses Jahres statt und ersetzt aus Sicherheitsgründen 2020 die Immobilienmesse Expo Real. In die Gebäudeplanung hat das Zusammenspiel von Virus und Lüftung inzwischen ebenfalls Einzug gehalten. Caverion simuliert z.B. für Bauherren bei Neubauprojekten und Kernsanierungen Luftströmungen in den Gebäuden und errechnet, welche Luftwechselraten dort erreicht werden. Größere Anlagen können das einströmende Luftvolumen erhöhen. Preußler stellt aber klar, dass ein komplett virensicheres Büro ein Ding der Unmöglichkeit sei: „Dann müssten Sie schon die Menschen draußen lassen.“

Zudem kann die Lüftung immer nur ein Teil der Problemlösung sein. Andere Sicherheitsvorkehrungen wie z.B. eine Maskenpflicht, Sicherheitsabstände oder allgemeine Hygieneregeln bleiben davon unberührt. Für Konstantin Kolb, Geschäftsführer des Dieburger Projektentwicklers Kolb + Partner, ist in diesem Zusammenhang die Grundrissgestaltung besonders wichtig. Über diese könnten Sicherheitsabstände gefördert werden. Zudem gehe der Trend inzwischen wieder von Großraumbüros zu kleineren Einheiten.

Es lässt sich also durch relativ simple Maßnahmen ein deutliches Sicherheitsplus gegen Corona-Infektionen in Gebäuden erreichen. Allerdings muss sich auch jemand darum kümmern, dass sie umgesetzt werden. Hier sind Gebäudedienstleister wie -eigentümer in der Pflicht.